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GEDANKE 2

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DISCOVER GOLD

ein goldenes Buch

 

Wie gestaltet man einen Luxusartikel?

 

Das einfachste Prinzip, wie man einen Luxusartikel gestaltet: Irgendeinen Alltagsgegenstand, der üblicherweise aus einem billigen Material ist, wir aus Gold gefertigt. So wir aus jedem beliebig gestalteten Feuerzeug, aus jeder Uhr ein Luxusmodell. So werden Kugelschreiber, Puderdosen, Zahnstocher, Schuhbürsten, Nagelfeilen, Kämme zu Statussymbolen. Ein goldenes Gehäuse macht aus einem schlichten Radio ein Modell der Luxusklasse. Für den anspruchsvollen Schreibtischbesitzer gibt es goldene Brieföffner, goldenen Locher, goldenen Taschenrechner, goldene Scheren, goldene Bleistiftspitzer, goldene Lineale. Was nicht aus Metall ist, nicht direkt in Gold umzusetzen, wird in eine goldene Hülle gesteckt. So können sogar Radiergummis vergoldet werden. Wo endet die Eleganz des Luxus und des Luxus Designs. Wo beginnt die ganz unelegante Protzerei? Wo?

 

Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Niemand wird einen Mann, der einen goldenen Ehering trägt der Protzerei bezichtigen. Beginnt die Protzerei, wenn er außer dem Ehering einen goldenen Siegelring trägt? Und goldene Manschettenknöpfe? Und ein goldenes Taschenmesser? Und einen goldenen Schlüsselring? Und einen goldenen Zahnstocher? Und dazu eine goldene Krawattennadel? Und eine goldene Uhr mit goldenem Armband? Und ein goldenes Feuerzeug? Und wenn er auch noch einen goldenen Sektquirl benutzt und einen goldenen Rolls Royce fährt?

 

Der Inbegriff des Billigen ist vergoldetes Plastik. Jeder weiß, das Gold teuer ist. Aber jeder weiß auch, dass goldfarbenes Papier Blech und Plastik kein Gold ist. Gold in der Werbung signalisiert keinen Wert. Es signalisiert nur Werbung. In der durch die Werbung vermittelten Erfahrung bekommt Gold eine negative Wirkung. Das falsche Gold der Verpackungen, das falsche Gold der Markennamen, der Gold Margarine, Gold Gummibären, Gold Nudeln. Die Werbung hat das Gold zu etwas ganz gewöhnlichem gemacht.

 

Aus: Eva Heller, Wie Farben wirken, S. 197, Rowohlt – 1989